Kritikalität bestimmt den Diskurs der Gegenwartskunst. Ob eine bestimmte künstlerische Praxis kritisch genug ist, ob Institutionskritik bereits akademisiert und vereinnahmt worden ist oder ob sie als Infrastrukturkritik erneuert werden sollte, welche kritischen Strategien heute überhaupt noch Erfolg versprechen … – die Fragen, die die Kunstwelt beschäftigen, kreisen um die Figur einer kritischen Kunst. Man könnte sagen, die Unterscheidung kritisch/nicht-kritisch funktioniert als Leitdifferenz des Kunstsystems, von der alle weiteren Unterscheidungen zwischen Kunstwerken, Statements und Positionierungen – und damit deren Bedeutung – abhängen.
In diesem Seminar werden wir versuchen, anhand kanonischer Texte und Kunstwerke die historische Formierung und Transformationen des Kritikalitätsdiskurses nachzuvollziehen. Wir fragen nach der Funktion dieses Diskurses und nach den dadurch bedingten Ausschlüssen.