Archive sind Wissensspeicher, die ein überliefertes Erbe strukturieren und zugleich in materieller Form aufbewahren. Sie sind jedoch nicht wertfrei, sondern folgten und folgen bestimmten Strategien.
Man könnte sie als Sedimente der Geschichten begreifen, die das Wissen und jene Machtverhältnisse, die sie selbst konstituieren und perpetuieren, der Nachwelt hinterlassen wollen.
Feministische Archive zeugen hingegen von dem Willen, diesen Kanon zu hinterfragen.
Ihr Impetus liegt in dem Versuch, Geschichte hinsichtlich aussortierter, übersehener und mit den vorhandenen Techniken nicht erfassbarer Aspekte neu zu formulieren, alte Hierarchien aufzubrechen und dadurch den Kanon entscheidend zu bereichern.
Was keine Stimme hat(te) soll so eine Sichtbarkeit erlangen und was nicht erzählt wurde zur Sprache kommen.
Im Projektgebundenen Seminar „feministische Archive und Narrative“ werden wir die Archivierungs- und Sammlungspraktiken einiger Archive im Rahmen von Exkursionen erkunden, ihre Bestände be- und hinterfragen und das Thema hinsichtlich verschiedener Aspekte kontextualisieren:
-Sammlungs- und Kanonkritik
-Narrative, Erzählungen und Gegenerzählungen
-Koloniale Strukturen
-Systeme der Ordnung von Wissen
-technische, materielle und ökonomische Voraussetzungen und Ressourcen
-Was ist eine ‚weibliche‘ Biografie?
-Autor:innenschaft und die Frage nach dem Subjekt
-Das Archiv als Thema und Methode künstlerischer Auseinandersetzungen
Die Teilnehmer:innen können sich im Rahmen der Lehrveranstaltung anhand konkreter Archivalien zu einer Person oder einer Personengruppe mit ausgewählten Fragestellungen auseinandersetzen. Ziel ist es, die einzelnen Ergebnisse des Seminars als kleines Projekt zugänglich zu machen. Gemeinsam werden wir dafür eine Form erarbeiten, die wir beispielsweise als Beitrag zum ‚Festival‘ der Universität für angewandte Kunst, als Ausstellung, als Publikation oder Kunstprojekt umsetzen können.
„Es ist unerlässlich, dass die Frau sich schreibt: dass die Frau von der Frau ausgehend schreibt
und die Frauen zum Schreiben bringt…“
(Helene Cixous: Das Lachen der Medusa)
Literatur zur Lehrveranstaltung und den einzelnen thematischen Aspekten wird auf der Base zur Verfügung gestellt.