Denken und Lieben/Hearts and Minds: Helene Cixous und Jacques Derrida

Denken und Lieben/Hearts and Minds: Helene Cixous und Jacques Derrida

Helene Cixous und Jacques Derrida – sie verbindet eine Beziehung besonderer Art:

Er bezeichnete sie unumwunden als Genie, widmet ihr sein Buch "Genesen, Genealogien, Genres und Genies", sie wiederum sieht in ihm einen "jugendlichen jüdischen Heiligen", den sie mit beinahe religiöser Inbrunst verehrt.
Sie, die "Mutter der poststrukturalistischen feministischen Theorie" und der "ecriture automatique", er der "Erfinder des Dekonstruktivismus". Beide jüdisch-algerischer Abstammung. Sie zählen zu den einflussreichsten DenkerInnen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Inspiration, Bewunderung, Respekt, gegenseitige Beeinflussung, aber eben mehr als das kennzeichnet das Verhältnis von Derrida und Cixous.

Wir haben "sex" und "gender" mit J. Butler unterschieden, wir haben Differenz und das Unbehagen der Geschlechter analysiert, Binnarität innerhalb einer Asymmetrie geortet – was aber ist darüber hinaus bezeichnend in der Beziehung etwa congenialer Paare? Vom Minnesang, der nur ein einseitiges Formulieren von Verehrung zuließ bis zur endlosen Vergessenheits-Geschichte von Künstler-Gattinnen stellen wir uns die Frage nach einer geglückten Zusammenarbeit von vor allem kreativen Persönlichkeiten.

Wie können performativ-inspirative Modelle innerhalb der Geschlechter entwickelt werden? Wie Kongruenz im Denken und Leben funktionieren?

Wie erleben erfolgreiche Künstlerpaare (z.B. Lois und Franziska Weinberger, Christo und Jeanne Claude, Eva und Adele, etc.) bzw. PhilosophInnen-Paare ihre gegenseitige Beeinflussung?

Der dekonstruktivistische Ansatz von Cixous und Derrida soll hier als Möglichkeit zu einer Neuformulierung verstanden werden.

Wir wollen im Seminar zentrale Werke und ausgewählte Passagen beider kennenlernen und diese im Spannungsfeld – innerhalb der feministischen Theorie und zwischen den Polen "Denkerin und Liebende", "Denker und Liebender" – ausloten.