Kunsttheorie geht üblicherweise entweder vom Begriff der Kunst oder von den einzelnen künstlerischen Praktiken aus. Gerade zwischen dem Begriff der Kunst und den einzelnen Praktiken scheint jedoch eine tiefer Riss zu bestehen, so dass es nicht einfach ist, von der einen Seite zur anderen zu gelangen und damit zu bestimmen, was eine konkrete Praxis wirklich zur Kunst macht und welche Praktiken den Anspruch einer Kunst erfüllen. Die idealistische Ästhetik hat versucht, diesen Riss im Namen der genialen Künstlerpersönlichkeit, später des Werks und der ästhetischen Erfahrung zu überbrücken. Als Reaktion darauf hat die avantgardistische oder antiästhetische Kritik diese drei Kategorien grundlegend verworfen und den Anspruch erhoben, den Kunstanspruch wieder direkt im Leben, im Funktionalen oder Operativen zu verorten um damit den Riss zum Verschwinden zu bringen. Doch auch diese Ansätze haben das grundlegende Problem des Risses – die Spaltung des modernen Kunstverständnisses zwischen Idee und Praxis - nicht zu lösen vermocht. Die idealistische Ästhetik hatte zwar den Riss nicht wirklich überbrücken, aber immerhin sichtbar machen können; ihr Problem bestand vor allem darin, die eigenen Kategorien zu sehr aus sich selbst heraus zu denken, und damit zu übersehen, dass gerade die internen Bestimmungen der Kunst immer schon auf externe Bezugnahmen angewiesen sind.
Die Lehrveranstaltung versteht sich als grundlegende Einführung in den Problemhorizont der Kunsttheorie.
Die Vorlesung skizziert diesen Problemhorizont an Hand der Kategorien von Autorschaft, Werk und ästhetischer Erfahrung.
Literatur:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen zur Ästhetik. Erster und zweiter Teil, Stuttgart 1971
Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, 1970
Peter Bürger, Zur Kritik der idealistischen Ästhetik, 1983
Jacques Rancière, Die Aufteilung des Sinnlichen, 2007