Dieses Seminar ist eine Hommage an meine verstorbene Professorin Brigitte Kowanz (1957-2022). Der Schwerpunkt der Lehrveranstaltung liegt auf österreichischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Durch die Betrachtung ihrer Beiträge zur gesellschaftlichen Entwicklung in Österreich wird deutlich,wie österreichische Frauen und die von ihnen behandelten Themen wichtige Diskurse vor Ort beeinflussten und international, vor allem auf theoretischer Ebene.
Wir werden uns mit Vorkriegskünstlerinnen vom Beginn des 20. Jahrhunderts wie Tina Blau, Vally Wieselthier und Friedl Dicker-Brandeis befassen, aber auch mit Künstlerinnen, die ab den spät-1950er Jahren aktiv waren, wie Maria Lassnig und Martha Jungwirth. Auch die Beiträge von Grafikerinnen und Designerinnen des 20. Jahrhunderts wie Maria (Kováts) Doppler und Helga Schenker, Lotte Profohs, Cordula Alessandri und Anita Kern werden berücksichtigt. Neben den bekannten Einzelkünstlerinnen wie Brigitte Kowanz und VALIE EXPORT werden auch weniger bekannte Künstlerinnenkollektive von der Zeit der Wiener Werkstätte bis zu DIE DAMEN in den 1980er und 1990er Jahren betrachtet.
Die Ziele des Kurses sind vielfältig: Wir wollen uns der Beiträge österreichischer Künstlerinnen zum Kanon der österreichischen Kunstgeschichte bewusst werden. Wir werden analysieren, wie sich die österreichische Gesellschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat, und wir werden den Zusammenhang zwischen dieser Entwicklung und der Kunst, die Frauen im Laufe des Jahrhunderts produziert haben, untersuchen. Schließlich werden wir uns mit der internationalen Resonanz der Kunst von Frauen in Österreich beschäftigen.
Das Seminar basiert auf kunsthistorischen Methoden und wird Exkursionen zu Ateliers nicht-weißer österreichischer Künstlerinnen wie Pauline Marcelle beinhalten, als Vorbereitung für das Verständnis der weiteren Entwicklung der österreichischen Frauenkunst im 21. Jahrhundert.