Eine künstlerische Arbeit interessant, schön, gelungen, überwältigend, präzise, cool, smart oder eben auch langweilig, misslungen oder einfach schlecht zu finden, setzt bestimmte Maßstäbe voraus, von denen ausgehend wir solche wertsetzenden Unterscheidungen treffen können. Doch welche Maßstäbe gelten eigentlich für Kunst und was haben sie mit anderen Wertbehauptungen, etwa wissenschaftlicher, moralischer oder politischer Natur zu tun? Das Seminar versucht, anhand ausgewählter Beispiele, die für die Entstehung ästhetischer Theorien grundlegende Diskussion um die Begriffe Geschmack, Urteil und Kritik seit dem 18. Jahrhundert zu rekonstruieren und nach der Relevanz dieser Begriffe für die Beurteilung von Gegenwartskunst zu fragen.
Literatur:
David Hume, Of the Standard of Taste, 1757
Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, 1790
Friedrich Hölderlin, Urteil und Sein, 1795
Friedrich Schlegel, Kritische Fragmente, 1797
Walter Benjamin, Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik, 1920
Hannah Arendt, Vom Leben des Geistes. Das Urteil, München (Piper), 1998
Dieter Henrich, Konstellationen: Probleme und Debatten am Ursprung der idealistischen Philosophie (1789-1795), Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1991
Simon Gikandi, Slavery and the Culture of Taste, Princeton, NJ (PUP) 2014